Die Bildbearbeitung handhabt ja fast jeder Fotograf anders. Ich achte bei meinen Bildern sehr auf den Farblook – dieser ist sozusagen mein persönliches Erkennungsmerkmal. Leute, die meine Bilder schon länger verfolgen, erkennen sie unter anderem daran – ohne meinen Namen dahinter zu sehen. Denn was vielen nicht klar ist: Handys und Kameras, die Fotos im üblichen Format .jpg aufnehmen, bearbeiten das Bild bereits in Helligkeit, Farbe und Kontrast. Zwar kann man mit Kameraeinstellungen (Blende, Iso, Belichtungszeit und Co.) beeinflussen, ob das Bild über- oder unterbelichtet ist, verwackelt oder unscharf im Hintergrund ist. Was du aber ohne die Bildbearbeitung am Computer (oder Instagram-Filter) nicht beeinflussen kannst: Wie die Farben dargestellt werden oder wie stark der Kontrast eingestellt ist. Das mache ich dann am Computer mit verschiedenen Reglern und selbst entwickelten Filtern. (Das hat man früher beispielsweise mit der Wahl des “Films” beeinflussen können).
Bildsprache durch Posing, Licht und Schatten
Ein weiteres wichtiges Erkennungsmerkmal meiner Bilder ist meine Bildsprache. Die entsteht durch das gezielte Einsetzen von Licht und dem richtigen Posing. Ich arbeite beispielsweise nur mit natürlichem Fensterlicht. Das ist mal heller, mal dunkler, je nach Wetter und Tageszeit. Durch gezieltes Posing vor den Fenstern erreiche ich dann, dass bestimmte Körperteile und Formen, die ich betonen will, im Licht sind und die anderen unauffällig im Schatten verschwinden. Davon bekommst du beim Shooting selber aber nichts mit. Und weil es sich für die meisten meiner Kundinnen komisch anfühlt, einfach nur im Raum vor einem Fenster zu posen (“Fehlt da nicht ein wenig Lichttechnik?”) zeige ich in der Regel die guten Bilder sofort nach der Aufnahme auf meiner Kamera.
Erstaunen beim Blick auf das Display
Da sind viele meiner Kundinnen dann richtig verblüfft, dass das Bild ja bereits direkt nach der Aufnahme, schon richtig toll aussieht. Das hängt natürlich auch ein wenig damit zusammen, dass ich meistens im Kameramodus “Schwarz-weiß” fotografiere. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Foto nachher auf meinem Computer auch schwarz-weiß ist. Nein, die Bilder werden alle im Raw-Format hochgeladen, das heißt, sie sind völlig unbearbeitet und in Farbe, sodass ich das hinterher am Computer alles selber steuern kann (wie oben zu sehen). Ich nehme nur im Schwarz-weiß-Modus auf, damit ich auf dem kleinen Display besser sehen kann, wo meine Lichter und Schatten sind und wie das Foto am Ende (nach meiner Bearbeitung) aussehen könnte.
Bildbearbeitung am Computer
Was die Retusche meiner Bilder angeht, habe ich meine eigne Philosophie. Mir ist es wichtig, die Person nicht in ihren wesentlichen Merkmalen zu verändern. Das bedeutet, ich retuschiere kurzfristige “Makel” wie Pickel oder Augenringe weg – Narben, Leberflecke und die Rundungen der Figur hingegen, lass ich so, wie sie sind. Ausnahme: Wenn ein BH oder ein Höschen den Hüftspeck ein wenig einengt, dann mach ich das auch wieder etwas glatter. Da liegt es ja dann an der falschen Größe oder einer ungünstigen Pose. Cellulite und Dehnungsstreifen mache ich in der Regel weitestgehend weg. Die sieht man meistens sowieso nur, wenn grade das Licht ungünstig drauf fällt oder bei bestimmten Posen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass ich die Haut glattbügel, sodass überhaupt keine Poren mehr zu sehen sind. Dieser unnatürlich weichgezeichnete Look gefällt mir nämlich gar nicht.
Aufwendige Retusche von Hand
Der Nachteil für mich: Ich kann keinen Weichzeichnungs-Filter über die Haut legen, sondern muss jeden Pickel einzeln von Hand weg machen. Also nicht, wie bei den netten Instagram- oder TikTok-Filtern, ein Klick und weg. Nein, das ist viiiiiel Arbeit und dauert unter Umständen sehr sehr lange. Und genau das ist auch der Grund, warum retuschierte Bilder bei mir einfach ihren Preis haben. Zur Retusche kommt bei mir auch noch ein wenig Doge and Burn. Das ist vergleichbar mit dem Conturing beim Make Up. Dinge, die ich betonen möchte, werden etwas aufgehellt und Dinge, die etwas unauffälliger bleiben sollen, etwas abgedunkelt.
Bearbeitet oder Unbearbeitet?
Wer bei mir ein Shooting bucht, hat die Wahl zwischen “bearbeiteten Bildern” und “unbearbeiteten Bildern”. Bearbeitet bedeutet bei mir “mit Retusche” – also Pickel weg machen, etc. “Unbearbeitet” bedeutet, dass ich lediglich die Retusche weg lasse – das Bild selbst wird aber in Farblook, Helligkeit und Kontrast von mir bearbeitet. Das heißt, das unbearbeitete Bild sieht bei mir fast genauso aus, wie das Bearbeitete, nur dass die Person noch ihre Pickel hat. Und diese “unbearbeiteten” Bilder bekommst du nach deinem Shooting in deine Auswahl-Galerie geladen und kannst entscheiden, welche der Bilder du so, wie du sie dort siehst, möchtest und bei welchen Bildern ich noch ein wenig Pickel und Co. weg retuschieren soll.
Hättest du vermutet, was alles zu meiner Bildbearbeitung gehört?
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