
Ist erotische Fotografie antifeministisch? Warum Boudoir deine Freiheit feiert
Die Boudoir-Fotografie ist mehr als nur ästhetische und sinnliche Bilder. Sie kann eine kraftvolle, feministische Aussage sein, die Frauen hilft, ihre Körper positiv wahrzunehmen und ihre eigene Weiblichkeit zu feiern – auf ihre eigene Weise. Doch genau das verstehen viele Menschen falsch, wenn sie Feminismus auf ein starres Bild reduzieren. Ein Beispiel dafür ist Thomas Gottschalks Bemerkung gegenüber der Rapperin Shirin David: „Du siehst gar nicht aus wie eine Feministin.“ Diese Worte verdeutlichen ein grundlegendes Missverständnis darüber, was Feminismus heute bedeutet und wie vielfältig seine Ausdrucksformen sein können – auch durch Boudoir-Fotografie.
Der Feminismus hat sich weiter entwickelt
Gottschalks Ansicht über Feminismus scheint stark von einer älteren Vorstellung geprägt zu sein, die sich an den Ideen von Alice Schwarzer orientiert. Schwarzer hat ohne Frage eine zentrale Rolle in der feministischen Bewegung gespielt, doch ihre Auffassungen passen nicht mehr vollständig in den heutigen Zeitgeist. Feminismus hat sich weiterentwickelt und ist heute vielfältiger und inklusiver. Es geht längst nicht mehr nur um klassische Gleichberechtigung, sondern um die Selbstbestimmung jeder Frau, wie sie ihr Leben führen und sich ausdrücken möchte. Boudoir-Fotografie ist ein perfektes Beispiel für diese moderne, selbstbestimmte Form des Feminismus.
Boudoir-Fotografie gibt dir die Kontrolle zurück

Feminismus dreht sich im Kern um Selbstbestimmung. Es geht darum, dass jede Frau das Recht hat, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben führen, ihren Körper präsentieren und ihre Sexualität ausdrücken möchte. Boudoir-Fotografie bietet dir genau diese Möglichkeit. In einer Welt, in der Frauen oft aufgrund ihres Aussehens beurteilt werden, gibt Boudoir dir die Kontrolle darüber, wie du dich darstellen möchtest – und das ist zutiefst feministisch.
Der Vorwurf, dass erotische oder spezieller, die Boudoir-Fotografie lediglich Männerfantasien bedient oder Frauen auf ihre Sexualität reduziert, missversteht, dass der Schlüssel zur feministischen Interpretation dieser Fotografie darin liegt, wer die Kontrolle hat. Wenn du dich dazu entscheidest, dich sinnlich ablichten zu lassen, ist das deine eigene Entscheidung – und das bedeutet Selbstermächtigung.
Der „Male Gaze“ oder warum die erotische Fotografie immer noch unter dem „Schmuddel-Image“ leidet
Um diesen Punkt besser zu verstehen, ist es wichtig, das Konzept des „Male Gaze“ zu erklären. Der Begriff stammt aus der feministischen Filmtheorie und beschreibt, wie Frauen in der Kunst, in den Medien und in der Fotografie aus der Perspektive eines männlichen Betrachters dargestellt werden. Der „Male Gaze“ reduziert Frauen auf Objekte der Begierde, wobei der Fokus darauf liegt, wie sie von Männern wahrgenommen werden. Diese Form der Darstellung verstärkt patriarchale Strukturen, indem sie Frauen ihre Subjektivität und Eigenmacht abspricht und sie stattdessen als Objekte des männlichen Begehrens inszeniert.
Der männliche Blick überwiegt noch immer
Statistisch gesehen wird die Mehrheit der Filme, Bücher und Bilder nach wie vor aus der männlichen Perspektive produziert. In der Filmindustrie beispielsweise sind rund 80 % der Regisseure und Drehbuchautoren männlich, was den „Male Gaze“ in der visuellen Kultur stark prägt. Studien belegen zudem, dass Frauen in Filmen oft sexualisiert und auf passive Rollen reduziert werden – sie sind nicht die handelnden Subjekte, sondern werden inszeniert, um männlichen Fantasien zu entsprechen.
Ähnliches gilt für die Fotografie, insbesondere für die erotische Fotografie. Das „Schmuddel-Image“, das erotische Fotografie oft umgibt, hat seinen Ursprung in der kommerzialisierten Darstellung von Frauen in Medien wie dem Playboy und der Pornoindustrie. Diese Industrien, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts florieren, haben erotische Darstellungen von Frauen fast ausschließlich durch die Linse des männlichen Begehrens betrachtet. Der Playboy, gegründet 1953 von Hugh Hefner, ist das Paradebeispiel für den „Male Gaze“ in der Fotografie. Die Frauen, die im Playboy posieren, sind inszeniert, um die Vorstellungen männlicher Sexualität zu bedienen. Diese Darstellungen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass erotische Fotografie als „schmuddelig“ und frauenfeindlich angesehen wird.
Von Frauen – für Frauen
Doch genau dieser „Male Gaze“ kommt in der Boudoir-Fotografie, wie sie von vielen weiblichen Fotografinnen praktiziert wird, nicht zum Tragen. Warum? Weil die Kontrolle über die Darstellung in deinen Händen liegt – sowohl vor als auch hinter der Kamera. Wenn du mit einer weiblichen Fotografin arbeitest, geht es nicht darum, deinen Körper für den männlichen Blick zu inszenieren. Es geht darum, dass du deine eigene Schönheit und Kraft erkennst und in Bildern festhältst, die du für dich selbst oder für jemanden, den du liebst, schaffst – aber immer zu deinen Bedingungen.
Der entscheidende Unterschied liegt also in der Perspektive und Intention: Während der „Male Gaze“ Frauen als Objekte darstellt, die der männlichen Lust dienen, bietet Boudoir-Fotografie eine Plattform, auf der du die Kontrolle darüber hast, wie du dich selbst siehst und darstellst.

Du entscheidest, wie du dich zeigen möchtest – ob in sexy Dessous, ganz angezogen oder nackt – und wie viel von deiner Sinnlichkeit du zeigen möchtest. Du entscheidest, wie intim oder zurückhaltend deine Fotos werden sollen. Das ist das Gegenteil des „Male Gaze“, denn hier liegt der Fokus auf deiner Selbstwahrnehmung und deinem eigenen Gefühl. Es geht um Empowerment, nicht um das Bedienen externer Erwartungen.
Warum Gottschalk den Kern des Feminismus nicht verstanden hat
Thomas Gottschalks Bemerkung an Shirin David – „Du siehst gar nicht aus wie eine Feministin“ – zeigt, wie sehr Feminismus von vielen immer noch falsch verstanden wird. Für Gottschalk scheint Feminismus nach wie vor mit einer bestimmten Vorstellung verbunden zu sein, die stark von Alice Schwarzer geprägt ist. Schwarzer hat ohne Zweifel Pionierarbeit für die Rechte von Frauen geleistet und war in den 1970er Jahren eine zentrale Figur des Feminismus. Doch ihre Ansichten, insbesondere was Sexualität und Selbstinszenierung angeht, passen oft nicht mehr in die heutige Zeit. Der moderne Feminismus ist vielschichtiger, offener und akzeptiert, dass Frauen auf unterschiedliche Arten und Weisen stark und selbstbestimmt sein können.
Feminismus ist keine Mode, keine spezifische Ästhetik und erst recht keine vorgeschriebene Verhaltensweise. Du kannst stark geschminkt sein, glamouröse Kleidung tragen und dennoch eine Feministin sein, weil Feminismus sich nicht darauf beschränkt, wie eine Frau aussieht, sondern darauf, dass du das Recht hast, so auszusehen, wie du möchtest – ohne dafür verurteilt zu werden.
Boudoir als Akt der Selbstermächtigung
Ein Boudoir-Shooting bietet dir die Chance, dich selbst durch deine eigene Linse zu betrachten. Es geht um Selbstakzeptanz, Selbstbewusstsein und die Feier deiner eigenen Körperlichkeit. In einer Welt, in der Frauen ständig mit unrealistischen Schönheitsidealen konfrontiert werden, bietet Boudoir-Fotografie einen Raum, in dem du dich so zeigen kannst, wie du bist – wunderschön, einzigartig und vollkommen.
Für viele Frauen kann ein Boudoir-Shooting ein zutiefst transformierendes Erlebnis sein. Es ermöglicht dir, dich selbst durch eine andere Perspektive zu sehen und das Gefühl von Scham oder Unsicherheit abzulegen, das die Gesellschaft oft mit Weiblichkeit und Sexualität verbindet.
Feier deine Sinnlichkeit und Selbstbestimmung
Boudoir-Fotografie ist längst nicht mehr das, was wir von den früheren „Schmuddel-Bildchen“ kennen. Mehr noch: Boudoir-Fotografie kann sogar eine kraftvolle feministische Aussage sein, die dich dabei unterstützt, deine Selbstwahrnehmung zu verändern und deine Selbstbestimmung zu feiern. Sie gibt dir die Möglichkeit, deine Sinnlichkeit auf deine Weise auszudrücken und dich von den Erwartungen und Urteilen anderer zu befreien. In einer feministischen Boudoir-Session hat der „Male Gaze“ keinen Platz – hier geht es einzig und allein um dich und deine Selbstermächtigung.
Indem Boudoir dir die Kontrolle über dein eigenes Bild zurückgibt, macht es klar: Jede Frau hat das Recht, sich so zu zeigen, wie sie sich selbst sieht – stark, sinnlich und wunderschön.
						    	    
								                
								                
								                
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